Norbert Schneider stammt ursprünglich aus Prottes. Bezirk Gänserndorf. Ein Straßendorf am Rande des Marchfeldes. Das ist dort,
wo das Gemüse für die Wiener wächst. Flaches Land. Zum Arbeiten fährt man mehrheitlich in die Hauptstadt. In Prottes, in der
Reyersdorferstraße 6, haben die Schneiders lange gewohnt. Eine große Familie.
Erinnerungen hängen an dem Haus in der Reyersdorferstraße 6. Heute ist es verkauft, lebt als Lied auf dem neuen Album weiter.
Es ist der Track Nummer 2 und in Wahrheit das Fenster in die Seele der Songs dieses Albums.
Norbert Schneider erzählt Geschichten. Einfache Begebenheiten, besingt Haushaltsunfälle - wie die Auswirkung eines Küchenbrandes
auf die Partnerschaft. Zu hören in ‚Schatzi bitte loss mi ned im Wohnzimmer schlofen‘. Er singt über ‚De Liebe‘ wie es weiland
der große Qualtinger stilistisch wie musikalisch vorexerziert hat, er erzählt über das Scheitern derselben, eines gewissen
Fredl, dem er den Ratschlag gibt, ‚sich locker zu machen‘ und sich die Babsi aus dem Kopf zu schlagen.
Schneider erlaubt sich zwei Instrumentals (‚Bitte lächeln!‘ und ‚Rendezvous in Badebekleidung‘), weil Instrumentals einfach
Spaß machen und viel zu oft ein Leben im Schatten führen, aber im Licht stehen sollten. Dann ist da das Lied ‚I was eh‘. Süß-Soulig
das Intro, fast wie, wenn Sam & Dave hinter dem Vorhang auf ihren Auftritt warten würden, wäre da nicht ein eigenartiges Geräusch,
das auf sich aufmerksam macht und dich die Augenbraue hochziehen lässt. Norbert klärt auf: ‚Ich habe lange danach gesucht
und nun gefunden: Es ist eine Cuica. Eine Reibetrommel die oft bei Sambas zum Einsatz kommt‘. Ah ja, die Reibetrommel, wie
konnte man sie nicht am Zettel haben… Im Netz lässt sich begutachten wie das Ding aussieht. Und: Sie passt perfekt in das
Schneidersche Töne-Kaleidoskop wie es sich in seinem Dialektgesang von Silbe zu Silbe verändert um sich anders wieder zusammenzusetzen.
Genau das ist auch typisch für Herrn Schneider. Er ist einer der viel probiert. Andere Instrumente, unorthodoxe Aufnahmetechniken
bieten ein breites Versuchsfeld. Gitarren die – nicht auf elektronischem, sondern puren, analogen Weg – nur durch die Position
des Mikros völlig anders zu klingen beginnen, sind auf dem Album zu hören.
‚So wie’s is‘ ist weit davon entfernt einem digitalen Studio-Bastelkasten entsprungen zu sein. Norbert Schneider und seine
8köpfige Band haben das Album großteils Live im Studio eingespielt. ‚Bei mir daheim, im eigenen Studio‘, sagt Norbert und
ergänzt: ‚Es ist so ein Gemeinschafts-Ding entstanden‘. Dieses ‚Gemeinschafts-Ding‘ hat ebenso Kraft wie Persönlichkeit. Alle
Songs stammen aus Norberts Feder. Er hat die Arrangements entwickelt und die Produktion gestemmt. Viel Arbeit. Mit Leidenschaft
und Liebe zum Tun im Laufe von Wochen gewachsen. ´Es ist jetzt so wie’s is‘, sagt Norbert der einige der Songs bei seinem
Auftritt im Rahmen des Jazz-Fests, in der Wiener Staatsoper bereits am lebenden Objekt ausgetestet hat. Die Kritiken die er
tags darauf zu lesen bekam, bestärkten den Künstler darin, dass es sich auszahlt eigene Wege zu gehen, der Individualität,
dem Ausprobieren, der Kreativität den Vorzug zu geben. Und: ‚So wie’s is‘ ist ein Album mit Cover! Ja, Cover. Kein Bildchen,
sondern ein Cover so wie ein Cover sein soll. Fragenaufwerfend. Ein für sich stehendes Ding. In diesem Fall halt Vollkorntoast
mit Marmelade, die, wenn man schnell hinschaut, auch mit rotem Kaviar verwechselt werden könnte. Kaviar? Nein, das wäre dann
nicht der Norbert Schneider, der Bua vom Land, der jetzt in Wien wohnt, seine Wurzeln pflegt und mit ihnen experimentiert.Der,
der von Prottes aus es über zahlreiche kleinst-Gigs bis in die Staatsoper geschafft hat. Kein kometenhafter Aufstieg. Vielmehr
gesundes Wachstum. Trendresistent, sich keinem Zeitgeist beugend, aus der Zeit gefallen wirkend.
‚So wie’s is‘ ist ein sehr österreichisches Album geworden. Im Übrigen: Der Grund weshalb 99% aller Brote mit der Marmeladeseite
nach unten aufschlagen, ist kein ungeklärtes Rätsel im Zusammenhang mit der Erdanziehungskraft. Es liegt lediglich daran,
dass sich bei 99% aller Brote die Marmelade auf der falschen Seite findet. Frei nach Norbert Schneider: ‚So wie’s hoit is‘.